
Als wir im Geburtsvorbereitungskurs den Film "Die sichere Geburt" schauten, fiel mir wieder einmal auf wie einseitig wir auf die Wahl des Geburtsortes schauen. Als wäre das der einzig wichtige Parameter für eine sichere/selbstbestimmte Geburt. Klinikgeburten werden hier sehr negativ dargestellt und Hausgeburten als die bessere Wahl dargestellt. Der Graben zwischen außerklinischer Geburt und klinischer Geburt scheint unüberwindbar. Aber sollte die Wahl des Geburtsortes darüber entscheiden ob wir die Geburt erleben die wir uns wünschen? Oder wie wir uns damit fühlen, wenn wir aus nicht beinflussbaren Gründen, nicht die Geburt erleben die wir uns gewünscht haben?
Ich denke nicht das es ganz so einfach ist.
Am Ende entscheiden die Menschen die uns unter der Geburt begleiten mit Ihrer grundsätzlichen Haltung Menschen gegenüber wie sich die Gebärende und ihre Begleiter*innen fühlen. Werde ich ernst genommen? Werde ich gesehen? Gibt es gleichwürdige Kommunikation auf Augenhöhe? Darf ich authentisch sein? Ist mein Gegenüber authentisch? Stehen meine Bedürfnisse im Mittelpunkt?
Das alles ist in jedem Setting möglich und es hängt in erster Linie von der Haltung und der Kommunikation der Menschen ab, die uns begleiten. Die Wahl des Geburtsortes ist sicherlich ein wichtiger Aspekt, aber der Unterschied zwischen einer positiven oder negativen Geburtserfahrung ist nicht allein durch den Ort bestimmt. Es geht vielmehr um die Atmosphäre, das Vertrauen und das Gefühl, unterstützt und respektiert zu werden.
In einer Klinik kann es genauso zu einer selbstbestimmten Geburt kommen, wenn die Hebammen und Ärzte ein respektvolles und offenes Gespräch führen, die Wünsche der Gebärenden berücksichtigen und sie aktiv in die Entscheidungen einbeziehen. Ebenso können auch Hausgeburten ihre Herausforderungen haben, und nicht jede Hausgeburt ist automatisch die ideale Wahl für jede Frau.
Die Sicherheit und das Wohlbefinden stehen immer an erster Stelle, aber auch das Gefühl, dass wir gehört werden und dass unsere Entscheidungen respektiert werden, spielt eine riesige Rolle für das Geburtserlebnis. Ein Geburtsort allein kann das nicht garantieren – es braucht Menschen, die mit Empathie und Respekt die Geburt begleiten und die Gebärende wirklich als individuelle Person wahrnehmen.
Am Ende sind es nicht nur die äußeren Umstände, die über das Geburtserlebnis entscheiden, sondern auch die innere Haltung und die Art und Weise, wie wir uns während der Geburt unterstützt fühlen.
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